Wer in Österreich zum Thema Agrardrohnen recherchiert landet schnell bei der Österreichischen Landwirtschaftskammer. Zu dieser gehört auch das LFI (Ländliches Fortbildungsinstitut Österreich), welches sich intensiv mit der sogenannten Landwirtschaft 4.0 auseinandersetzt. Besucht man die diesbezügliche digitale Wissenplattform im Internet so wird man schon auf der Startseite von einer Flugdrohne begrüsst. Airandmore sprach in diesem Zusammenhang mit Dipl. Ing. Martin Hirt. Herr Hirt ist Experte für nachhaltige Innovationen und den Einsatz von Agrardrohnen in der Land- und Forstwirtschaft.
Herr Hirt, welchen Stellenwert geben Sie Agrardrohnen in einer Landwirtschaft 4.0?
Der Einsatz von Drohnen in der Land- und Forstwirtschaft erfreut sich in den vergangenen Jahren auch innerhalb Österreichs immer größerer Beliebtheit. Die derzeit prominentesten Anwendungsfelder sind hierzulande einerseits die Ausbringung von Nützlingen im Ackerbau, andererseits die Wildrettung vor Erntetätigkeiten. Bei letzterem überfliegt eine mit einer Wärmebildkamera ausgestattete Drohne Wiesen vor der Mahd, und identifiziert somit über Wärmepunkte in ziemlich kurzer Zeit die Aufenthaltsorte der Kitze. Dies ist nicht nur in punkto Tierschutz wichtig, sondern trägt letztlich auch zur Sicherung der Futterqualität bei.
Wo genau können Agrardrohnen in der Nützlingsausbringung eingesetzt werden?
Die Ausbringung von Nützlingen und somit die biologische Schädlingsbekämpfung ist sinnvolle, zeit- und ressourcensparende Anwendungsmöglichkeit von Drohnen. So werden bei der Bekämpfung des Maiszünslers per Multicopter Eier von Schlupfwespen – dem natürlichen Feind des Maiszünslers – ausgebracht. Die Flugzeit pro Hektar beträgt gerade einmal 4-5 Minuten. Dieser Vorgang sollte dann in einem Abstand von 10-14 Tagen wiederholt werden.
Welche Vorteil bieten Agrardrohnen gegenüber Zugmaschinen?
In speziellen Anwendungsfällen können Drohnen auf jeden Fall Vorteile gegenüber Traktoren bieten. Einerseits ist der Überflug von Flächen zeitlich sehr schnell abgeschlossen, andererseits spare ich mir den Einsatz von Betriebsmitteln und vermindere die Gefahr etwaiger Bodenverdichtungen durch schwere Maschinen. Klar ist aber auch, dass über die Sinnhaftigkeit eines Drohnenfluges immer im Einzelfall entschieden werden muss.
Welches Potential geben Sie dem Einsatz von Drohnen in der Forstwirtschaft?
Drohnentechnologien können eine Antwort auf die in unseren Wäldern omnipräsente Thematik des Borkenkäfers geben. Durch Luftbildaufnahmen per Multispektralfotografien erkenne ich einzelne gestresste Bäume innerhalb einer Waldfläche schon einige Wochen vor dem menschlichen Auge. Dadurch kann ich rechtzeitig reagieren, und gefährdete Stämme sofort aus dem Forst entfernen.
Welche Einsatzgebiete von Agrardrohnen werden in Zukunft noch stark zulegen?
Aufgrund der rasanten Geschwindigkeit, mit der die Entwicklungen rund um die Landwirtschaft 4.0 vor sich gehen, ist eine Prognose sehr schwierig. Es ist aber sicher zu erwarten, dass jene Einsatzmöglichkeiten, die wir jetzt schon kennen, künftig aufgrund ihrer erwähnten Vorteile vermehrt Anwendung finden werden.
Welche Fortbildungen bietet das LFI der Landwirtschaftskammer zum Einsatz von Agrardrohnen?
Die Ländlichen Fortbildungsinstitute (LFI) haben die steigende Relevanz neuer Technologien erkannt, und bieten bereits in einigen Bundesländern Informationen zum Thema Drohnen an. Neben eigenen Kursen zum Thema „Drohneneinsatz in der Land- und Forstwirtschaft“ werden darüber hinaus neue Technologien immer wieder in schon bestehende, etablierte Kurse und Veranstaltungen, wie z.B. Ackerbautage, eingebettet. Das neu gestartete Leuchtturmprojekt „Digitalisierung in der Land- und Forstwirtschaft“ soll dabei helfen, nachhaltig und flächendeckend neue Technologien, die durch Digitalisierung und Robotisierung entstehen, in unsere Bildungsprogramme zu integrieren.
Herr Hirt, wir danken für das Gespräch!
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