AIR&MORE diesmal im Gespräch mit Mag. Matthias Schmidt. Matthias ist Experte für den Bereich Vogel- und Naturschutz und bringt nunmehr seit zehn Jahren sein Fachwissen bei BirdLife Österreich ein. Als Partner von Birdlife International agiert seine Organisation hierzulande als einzige bundesweit organisierte ornithologische Vereinigung und nimmt so eine tragende Rolle beim brennenden Thema Vogelsterben ein. Warum heutzutage Begriffe wie Artenschutz und Bewusstseinsbildung auch mit dem Einsatz von unbemannten Luftfahrzeugen einher gehen und warum gerade der Vogelschutz mit Drohnen am Vormarsch ist, darüber dürften wir mit Matthias Schmidt sprechen:
Matthias, welche Zielsetzung verfolgt Birdlife Austria?
BirdLife Österreich wurde 1953 unter dem Namen „Österreichische Vogelwarte“ gegründet. Seit dem Jahr 1993 heißt der Verein „BirdLife Österreich – Gesellschaft für Vogelkunde“ und ist Teil der internationalen BirdLife-Familie, welche aus mehr als 120 Partnerorganisationen besteht. BirdLife Österreich hat sich dem Vogelschutz auf Basis von fachlichen Grundlagen verschrieben. Darüber hinaus gehört zu den Zielen die Förderung der Erforschung der Vogelwelt, sowie Verbreitung des Wissens und die Sensibilisierung und Motivierung der Bevölkerung für den Vogelschutz. Aktuell hat BirdLife ca. 5000 Mitglieder und 18 Angestellte.
Wann setzt ihr Drohnen beim Vogelschutz ein?
Wir haben mit dem Einsatz von Drohnen eigentlich im Zuge der Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung begonnen. Im Zuge von Vergiftungsfällen sind die toten Vögel oft über größere Distanzen verteilt. Die Suche aus der Luft hilft uns, möglichst effizient zu arbeiten und auch Gebiete die schwer zu erreichen sind zu kontrollieren.
Ebenso kommen Drohnen bei uns zum Einsatz, um Ursachen von Brutverlusten bei streng geschützten Arten – wie etwa dem Kaiseradler – besser festzustellen und dokumentieren zu können. Werden Horste aufgegeben, so können wir mit der Drohne die verlassenen Nester auf Hinweise kontrollieren. Wichtig ist uns, dass solange die Nester aktiv sind, der Einsatz von Drohnen aufgrund der damit einhergehenden Störung ein Tabu ist und entgegen unsere Naturschutzziele ist.
Weiters nutzen wir Drohnen für die Erstellung von Foto- und Videomaterial für unsere Öffentlichkeitsarbeit.
Welche Vorteile bieten Drohnen beim Vogelschutz?
Drohnen ermöglichen uns, große Flächen schnell und unkompliziert nach Opfern illegaler Greifvogelverfolgung abzusuchen. Beispielsweise sind tote Vögel in einem bereits hochgewachsenen Getreidefeld zu Fuß kaum zu finden. In Abhängigkeit der Größe der betroffenen Vögel können Drohnen da sehr hilfreich sein. Auch bei der Kontrolle von verwaisten Nestern sparen wir uns Zeit bzw. können wir auch Nester kontrollieren, die für Baumkletterer nicht möglich wären.
Drohnen im Vogelschutz helfen somit, große Flächen in relativ kurzer Zeit zu bearbeiten. Weiters können wir mit Cameracoptern natürlich auch einen sehr guten Überblick über die Landschaft und deren Struktur zu bekommen.
Bei welchen Vogelarten ist der Einsatz von Drohnen sinnvoll?
Wir verwenden Drohnen vor allem für unser Schutzbemühungen rund um Greifvögel. Sei es bei der Bekämpfung der illegalen Greifvogelverfolgung als auch bei der Erforschung der einzelnen Arten. Also im Prinzip für alle bzw. die meisten Greifvogelarten.
Vor allem im Artenschutzprogramm „Kaiseradler“ von BirdLife Österreich wird unsere Drohne regelmäßig eingesetzt.
Wie nutzt Ihr Drohnen für Eure Öffentlichkeitsarbeit?
Wir nutzen unsere Drohne auch für die Erstellung von Videosequenzen für Facebook oder Youtube sowie auch für Fotoaufnahmen, die wir dann bei Vorträgen oder Presseaussendungen verwenden. Also sehr vielseitig ...
Ein Beispiel wäre das Video zu unserem Kaiseradler Schutzprojekt. Wir griffen dabei auf eine DJI Mavic Pro zurück.
Drohnen und Vogelschutz: Was könnte noch besser werden?
Wichtig ist, dass der Einsatz von Drohnen nicht auf Kosten des Schutzes der Vögel bzw. anderer Tiere geht. Hier denke ich, dass vor allem die Piloten selbst gefragt sind, eine entsprechende Sensibilität und Eigenverantwortung zu zeigen. Vor allem in Naturschutzgebieten gilt es hier, entsprechend Rücksicht zu nehmen und auf unnötige Flüge zu verzichten.
Welche Gefahren bergen unbedachte Drohnenflüge für den Artenschutz?
Problematisch ist der Einsatz von Drohnen, wenn Wildtiere dadurch gestört werden. Vor allem an den Brutplätzen als auch an Rastgebieten ist das ein Problem. Wir sind hier für entsprechende Regularien, appellieren aber auch an die Selbstverantwortung der Leute.
Illegale Greifvogel-Tötung:
"Für ein Land wie Österreich – im Herzen Europas – ist dies im 21.Jahrhundert mehr wie entbehrlich und eigentlich nur schockierend."
Mag. Matthias Schmidt
Wodurch ist der Vogelbestand aktuell am meisten gefährdet?
Das hängt von der jeweiligen Artengruppe bzw. Art ab. So pauschal lässt sich das nicht sagen. Die größten Probleme aber haben sicherlich derzeit die Kulturlandvögel, welche in den letzten Jahrzenten massive Verluste hinnehmen mussten. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der allgemeine Strukturwandel, Rückgang der Insekten etc.. Allesamt Gründe, warum diese Artengruppe am stärksten betroffen ist.
Bei den Greifvögeln hingegen ist die illegale Verfolgung – sprich der Abschuss, Fang und Vergiftung – aktuell das Hauptproblem. Rund die Hälfte der in Österreich tot aufgefundenen Kaiser- oder Seeadler sind Opfer von illegaler Greifvogelverfolgung. Für ein Land wie Österreich – im Herzen Europas – ist dies im 21.Jahrhundert mehr wie entbehrlich und eigentlich nur schockierend.
Um dagegen anzukämpfen, brauchen wir eine Vielzahl an sensibilisierten NaturbeobachterInnen, welche offenen Auges durch die Landschaft gehen und Verdachtsfälle melden. Dazu gibt es etwa die webseite www.kaiseradler.at, birdrime@kaiseradler.at, die App birdcrime oder unsere Hotline 0660 869 23 27.
Matthias wie danken für Deine informativen Ausführungen!
Hier gibt's noch weitere Berichte aus unserem Drohnen & Umweltschutz Blog.
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