Hier ein Drohnen Testbericht zur Parrot Anafi Thermal. Diesen bekamen wir von Robert Marksteiner aus dem schönen Brandenberg in Tirol zugesandt. Robert ist seines Zeichens Feuerwehr Funktionär, wodurch natürlich gerade Thermal Drohnen für ihn und seine Kameraden besonders interessant werden. Wir weisen darauf hin, dass es sich beim folgenden Parrot Anafi Thermal Test um einen privaten Erfahrungsbericht des jeweiligen Piloten handelt.
Mein Erfahrungsbericht vom Test der Parrot Anafi Thermal
Zuerst gilt ein großer Dank der Firma Parrot, daß ich die Anafi Thermal testen durfte. Ich fliege zurzeit schon eine größere Drohne (zusammen mit 13 weiteren Piloten) für die Feuerwehr in Tirol. Unsere bisherige Drohne ist ein UAV mit einem Durchmesser von knapp 1,8 Metern und einem Gewicht von ca. 14 kg. Dieses Gewicht erreicht jene bei voller Beladung inklusive Wärmebildkamera und einer RGB Kamera mit 6fach Zoom. So war es für uns besonders interessant, einmal einen wesentlich kleineren und leichteren (0,32 kg) Quadrocopter zu testen.
Die Parrot Anafi Thermal im Test - auf den ersten Blick ...
Der erste Eindruck beim Auspacken der Parrot Anafi Thermal Drohne war ... klein und fein! Nach unkompliziertem Download der Software auf das Smartphone konnte die Drohne sofort in Betrieb genommen werden.
Hier zum Inhalt des Kartons:
- Tragetasche mit Tragegurt
- Drohne
- 3 Stück Akkus
- Fernbedienung
- Halterung für Tablet
- Ladegerät mit 4 Ladekabeln und internationalem E-Stecker
Parrot Anafi Thermal - Details zum Lieferumfang
Tragetasche:
Diese passt zur Größe der Drohne und benötigt wenig Platz beim Verstauen im Fahrzeug oder in der Wohnung. Hier wäre meine Empfehlung, daß die kompakte Aufteilung der Tasche ein wenig mehr Stauraum für weitere Utensilien bräuchte.
Ladegerät:
Hier stechen sofort die 5 USB Anschlüsse auf der Ausgangsseite auf. Mit dem Ladegerät können die mitgelieferten Akkus und die Fernbedienung gleichzeitig geladen werden. Das bringt den Vorteil, dass sich die Verfügbarkeit der Drohne für den nächsten Einsatz auf einen Ladezyklus beschränkt. Weiters ist je ein fünfter USB Ausgang für Schnellladen vorhanden. Mein Eindruck vom Ladegerät ist ein guter. Dabei müsste die Ladezeit für einen Einsatz als Blaulicht Drohne schon um einiges gesenkt werden. Zum Ladegerät wären auch längere Ladekabel von Vorteil. Schließlich sind gerade bei einem Einsatz die Steckdosen immer sehr rar und befinden sich oft an den unmöglichsten Stellen.
Die Akkus:
Die drei Akkus der Testdrohne reichen für einen Einsatz vollkommen aus. Die Geschätzte Flugzeit beträgt mit diesen ca. eine Stunde plus.
Fernbedienung:
Hier war mein Vorgehen bei meinen Flügen immer dasselbe: Nämlich einfach auspacken und starten, die Klemmvorrichtung für das Smartphone aufklappen und die Fernbedienung ist aktiviert. Umgekehrt gemacht schaltet sich die Fernbedienung automatisch wieder aus. Die Fernbedienung war von vornherein auf Mode 2 ein gestellt und musste von mir und meinen Kollegen nicht verstellt werden. Zur Bedienung ist die Fernbedienung sehr einfach zu handhaben.
Parrot Anafi Thermal Test - und nun zum Flug!
Durch mein unkonventionelles Vorgehen hat mich die Drohne schon einige Male zum Verzweifeln gebracht. Nämlich ganz einfach: Drohne aus der Tasche, Smartphone in Halterung und Starten. Und so war dann die Drohne bei meinen ersten Flügen auf Filmmodus eingestellt und das Flugverhalten war dabei enttäuschend. Dieses erinnerte an eine kleine müde Krähe!
Sehr beeindruckend war hingegen die die Start- und Landefunktion:
Hier braucht sich ein Anfänger wirklich keinen Kopf darüber zu machen, was sich in dieser Flugphase alles abspielen kann. Auf der Fernbedienung die entsprechende Taste drücken und die Drohne steigt auf die vorgegebene Schwebehöhe. Der Flug kann beginnen! Ein erneutes Drücken der Taste und die Parrot Anafi Thermal geht vom Schwebeflug in den Lande Modus über und schaltet nach dem Erreichen des Bodens die Motoren aus. Dasselbe funktioniert auch am Display des Smartphones gleich. Wenn alles läuft ... super Sache!
Die Parrot Anafi Thermal wird zur "Schwalbe" ...
ABER nach der ersten Landung lohnte sich ein kurzes Stöbern im Einstellungsmodul am Smartphone unter "Steuerung". Jeder Schieber wurde auf dem Display nach oben geschoben und die „müde Krähe“ entpuppte sich plötzlich als kleine rasante Schwalbe. Von da an war ein zufriedenes Lächeln auf den Antlitzen aller Beteiligten zu erkennen!
Der Sportmodus ist wirklich mit sportlichem Fliegen verbunden. Aber Vorsicht, die Drohne ist durch ihr schwarzes Gehäuse nach sehr kurzer Entfernung kaum bis gar nicht mehr zu sehen. Und noch einmal Achtung! Denn man hört die Parrot Anafi Thermal länger als sie gegen einen dunklen Hintergrund zu sehen ist. Hier ist zu erwähnen, dass wir die Drohne ausschließlich nur auf Sicht flogen. Ein Kriterium das von der Austro Control in Österreich so vorgegeben ist.
Im Steigen ohne Vorwärts-, Rückwärts- und Seitenbewegungen wirkt sie ein wenig zickig. Hier reagiert die Anafi Thermal sehr aggressiv und es kommt zu ruckelndem Flug nach oben und unten.
Gimbal:
Der Gimbal der Parrot Anafi Thermal funktioniert ohne merkliche Probleme und hat den großen Vorteil, dass er um 180° und 90° positiv und 90° negativ geschwenkt werden kann. Ist im Flug ein Bild nach vorne auf 0° von Nöten, so kann der Gimbal auf 0° in einer Eilbewegung zurück geschwenkt werden. Hier dient die "Schwenken" Taste über dem Bedienhebel dazu, die Kamera auf die Nullstellung zu bringen.
Die Dual Kamera der Parrot Anafi Thermal
Ein Wahnsinn ist die Dualkamera, die Bilder einzeln und gemeinsam, also RGB oder Wärmebild schießen kann. Die Kamera ist mit einem 3fach Zoom ausgestattet. Hier ist dieselbe Hebel- und Tastenanordnung auf der gegenüberliegenden Seite angebracht. Die Kamera bringt gute Bilder im RGB Modus als auch bei Wärmeaufnahmen. Für die Videoaufnahmen ist der Film Modus zu empfehlen. Die Wärmebilder können in 4 Farbvarianten eingestellt werden. Hier ist meine Erfahrung mit der Flir Duo von Vorteil. Denn jede Aufnahme kann mit unterschiedlichen Modi eine bessere Aussage über die tatsächliche Lage zur Zeit der Aufnahme treffen. Hier liefert das Display am Smartphone die 4 Versionen mit:
Fusion gibt über die Temperaturtöne von blau über rot bis gelb von kalt bis warm Auskunft.
Rainbow zeigt in Temperaturtönen von blau über gelb bis rot den Temperaturanstieg an.
White Hot - hier steht die Farbe Weiß für Wärme.
Black Hot - hier gilt schwarz als Wärmequelle.
Die Übertragung wurde bis ca. 150 Meter Entfernung durchgeführt. Das ist bei einer Drohne mit dieser Größe eine realistische Entfernung. Die Parrot Anafi Thermal kann mit Sicherheit auch über größere Reichweiten ihr Signal übertragen. Das ist aber mit österreichischen Auflagen (Austro Control) nicht mehr möglich, da keine direkte Sichtverbindung mehr ohne Hilfsmittel gegeben ist.
Parrot Anafi Thermal Test für den Einsatz Flug
Wir haben hier verschiede Drohnen Einsatz Szenarien durchgespielt:
Blaulicht Drohnenflug zur Brandermittlung
Bei diesem Flug wurde die Drohne einem hauptberuflichen Brandermittler der Polizei vorgeführt. Er war von der Größe der Drohne und den gestochen scharfen Bildern, die mit der Parrot Anafi Thermal gemacht wurden, begeistert. Überzeugt haben ihn die einfache Handhabung der Drohne im Flug - und daß trotz seiner fehlenden Drohnen Erfahrung. Er könnte sich den Einsatz der Drohne bei der Fotodokumentation gut vorstellen.
Die Parrot Anafi Thermal zur Tiersuche
Die Testflüge wurden bei unterschiedlichen Temperaturen und Sonneneinstrahlungen durchgeführt. Mangels eines Rehkitzes, wurde eine Katze als Zielobjekt verwendet. Das Tier konnte dabei immer als Zielobjekt wahrgenommen und somit gefunden werden.
Flug zur Lageerkundung für Feuerwehr- und Blaulicht Organisationen
Hier ist bei der Parrot Anafi Thermal wirklich Potential vorhanden. Doch hier aber auch schon mein ABER. Denn beim Aufstarten der Drohne muss die Ablaufsicherheit noch um einiges verbessert werden!
Was ist damit gemeint?
Die Parrot Anafi Thermal hat sich in der Aufstartphase für mich als wenig laufsicher erwiesen. Dabei haben wir die Vorgangsweise bei der Startvorbereitung immer nach demselben Schema durchgeführt: Fernbedienung ein – USB Kabel mit Fernbedienung und Smartphone verbinden - Smartphone Parrot Freeflight6 App aufstarten - Drohne einschalten - warten auf "Verbindung herstellen". Hier dauert die Verbindung bis zum Status "Connected" gefühlt sehr lange. Hier ist dann auch zweimal auf der Fernbedienung nur mehr die "Take Off" Taste aktiv gewesen. Die Drohne steigt auf die vorprogrammierte Höhe und die Fernbedienung konnte keinen Einfluss auf die Drohne ausüben.
Beim zweiten Flug konnten wir dann durch die App am Smartphone über die Steuerfunktionen auf die Drohne einwirken. Hier ist zu bedenken, dass die Parrot Anafi Thermal als reines First Responder Gerät zu verstehen ist. Dabei kommt die Drohne mit einem Vorausfahrzeug an den Einsatzort und dann muss der Flug nach Ersteinweisung der Einsatzleitung und gemäß den vorliegenden Gegebenheiten durchgeführt werden.
Diese Drohne wird von einem, höchstens zwei Piloten geführt. Die entsprechenden Einsätze sind Ersteinsätze und finden mit Sicherheit unter erhöhtem Stress statt. Die Erfahrung zeigt, dass im Ersteinsatz die Piloten wenig Zeit für unsicher laufende Arbeitsgeräte haben. Und Einsatzstress kann zu Fehlern führen! Oft muss man dann Drohne und Fernbedienung komplett spannungsfrei machen und erneut aufstarten. Dann tritt der Fehler nicht mehr auf.
Parrot Anafi Thermal Drohne - weitere Anmerkungen ...
Die Kabelverbindung zwischen Fernbedienung und Smartphone ist eine etwas wackelige. Mein Handy ist ca. zwei Monate alt und hat sicher noch gute Anschlüsse aber das USB-Kabel auf Mikrostecker C verlor öfter den Kontakt.
Auf der Fernbedienung würde ich eine oder zwei Ösen für einen Brustgurt empfehlen. Wir fliegen unsere Einsätze nur mit Brustgurten, da man in einer Schwebephase dann auch die Hände frei hat. Das ist wichtig zum Telefonieren oder zum Betätigen des Funks.
Was nicht getestet werden konnte ist der Temperaturbereich bei dem das System Parrot Anafi Thermal eingesetzt werden kann. Für den Winterbetrieb sollte die Bedienung der Drohne jedenfalls noch handschuhfreundlicher sein.
Der Einsatzradius von 100 – 150m im Umkreis vom Startplatz wird sich für die Parrot Anafi Anafi als real erweisen.
Das schwarze Gehäuse für eine Einsatzdrohne muss in einer anderen Farbe ausgeführt werden. Signalfarben orange gelb oder weiß wären hier zu empfehlen. Aus meiner Erfahrung hat sich ein LED Lichtquelle, die gerade nach vorne strahlt als sehr nützlich bewährt. Hier kann nach einem Bildausfall dann mit simplem Drehen der Drohne eine visuelle Verbindung mit dem Piloten aufgenommen werden. Das sorgt vielleicht für ein wenig mehr Gewicht, hilft aber bei der Orientierung im Gelände.
Parrot Anafi Thermal im Blaulicht Test - Fazit:
Momentan ist die Drohne aus unserer Sicht nur bedingt einsatztauglich. Diese Einschätzung basiert auf einer Befragung meiner Teamkollegen und Drohnen Piloten der Feuerwehr in Tirol. Doch wenn die oben genannten Punkte berücksichtigt und verbessert werden, wäre die Parrot Anafi Thermal für Blaulicht Organisation eine gute Alternative! Hier ein paar Ideen zu potentiellen Einsatzmöglichkeiten:
- Lageerkundung
- Inspektionsarbeiten an Gebäuden und Industrie
- Wärmemessungen
- Landwirtschaft
- Wildbeobachtung
- Rettung
- Feuerwehr
Euer Robert Marksteiner aus Brandenberg!
Und weiter geht's ...
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