Die Anzahl registrierter Drohnen im Luftraum klettert bei der Austro Control stetig nach oben. Ob irgend jemand zuvor an einen derartigen Zuwachs oder an die Dunkelziffer im Hintergrund dachte, sei dahingestellt. Jetzt jedenfalls wird der inflationäre Gebrauch von Drohnen im Luftraum zum Faktum, welches leider vermehrt auch zu Zeitungsmeldungen hinsichtlich gefährlicher Annäherungen von unbemannten zu bemannten Luftfahrzeugen führt. Ganz ähnlich dazu die Zunahme von Meldungen zu konkreten Drohnen Unfällen.
AIR&MORE führt die Firma AVITEC schon seit Jahren als Kunden in der Referenzliste. Avitec engagiert sich sich mit Cpt. Ing. Michael Strümpl als CEO und dem Projekt UAV-Austria vor allem in Sachen Aufklärung. Und das nicht ohne Hintergedanken, denn Herr Strümpl fliegt als Berufspilot eine Gulfstream G550 und möchte eine unerwünschte Annäherung durch unbemannte Flugobjekte gerne vermeiden. Seit etwa 35 Jahren ist er auch als Modellflugpilot unterwegs, wobei im Rahmen der UAV-Austria nun auch Multicopter zum Portfolio von AVITEC gehören. AIR&MORE durfte ein paar Fragen an Michael Strümpl richten:
Hier gibts's übrigens noch mehr Infos zum Thema Drohnen Gefahr.
Hier findest Du zusätzlich allerlei Drohnen Unfall Berichte.
Michael, sind sogenannte "Drohnen Sichtungen” durch Linienpiloten immer glaubwürdig?
Ich befürchte, dass es unter jeder Personen-, Berufs-, oder Interessengruppe sogenannte schwarze Schafe gibt. Ob es Ignoranz ist, Dummheit oder nur Unwissenheit ist angesichts der geringen Aufklärungsrate ungeklärt, doch werden die Berichte wohl großteils stimmen. Leider, denn es würde doch der Menschenverstand gebieten, nicht in der Nähe von Flughäfen oder schlichtweg sehr hoch zu fliegen. Koordiniert wäre das wohl möglich, pauschal jedoch nicht.
Drohnen im Luftraum - welche Gefahren drohen und was wäre der Worst Case?
Erst unlängst gab es einen Unfallbericht aus Amerika, bei dem ein für die Agrarwirtschaft im Einsatz befindlicher Hubschrauber des Typs Robinson R44 mit einem Quadkopter DJI Phantom 4 kollidiert ist. Der Quadkopter hatte sich in der Sprüheinrichtung des bemannten Hubschraubers verfangen. Dabei kann man einerseits von Glück reden, dass nur die Sprüheinrichtung getroffen wurde. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wäre etwa der Haupt- oder Heckrotor des Hubschraubers getroffen worden. Andererseits ist aber auch im Unfallbericht von keinem “Vergehen” der betroffenen Drohnen-Piloten die Rede. Beide Piloten hätten sich im Rahmen Ihrer Zulassungskriterien bewegt. Für beide ist die Haftungsfrage vorerst geklärt und damit sind größere finanzielle Strafen bzw. Schadensbehebungen außer Reichweite. In Österreich hat es bislang zum Glück nur Fälle gegeben, in denen sich bemannte Luftfahrzeuge untereinander gefährlich nahe gekommen oder noch schlimmer – in der Luft kollidiert sind (Zell am See, Wiener Neustadt Ost). In all' diesen Fällen waren Todesopfer zu beklagen.
Kannst Du uns einen Beinahe-Unfall mit Drohnen im Luftraum schildern?
Mir selbst ist nun folgender Fall betreffend eines Rettungshubschraubers bekannt: der Pilot des Rettungshubschraubers hatte innerhalb einer Kontrollzone eines Flughafens in Österreich einen Modellflugzeug Schleppzug gesichtet (Segelschlepp bestehend aus Zugmaschine und einem im Schlepp befindlichen Segelflugzeug). Der Pilot hatte dies der zuständigen Flugverkehrskontrollstelle gemeldet und diese hatte ihrerseits die Polizei verständigt. Jene erschien anschließend auf dem zugelassenen Modellflugplatz und nahm daraufhin die Personalien der beiden Modellflugpiloten auf.
Und was kam etwa dabei raus? Gar nichts, denn der Rettungshubschrauber ist gemäß der Luftverkehrsregeln zwar von der Einhaltung der Mindestflughöhe ausgenommen, andererseits hatten sich die Piloten aber auch an die maximal zulässige Flughöhe (150m über Grund) gehalten. Es waren also beide vorschriftsmäßig unterwegs.
Wie könnte man zukünftig "Vorfälle” mit Drohnen im Luftraum zu vermeiden?
Das ist einfach, man verbietet das Modellfliegen. Man muss dann jedoch auch gleich das Kopterfliegen, das Drachensteigen und sonstige Hobbies und Sportarten verhindern, in denen der Luftraum “über Gebühr” beansprucht wird – Stabhochsprung? Eigentlich sollte man das aber nicht lächerlicher machen als wahrlich einige Argumente, die aus den unterschiedlichsten Kreisen zu vernehmen sind.
Doch Spaß beiseite: Man kann und darf weder das Modellfliegen verbieten, noch das Fliegen mit Rettungshubschraubern einstellen.
Welche Technik sichert bisher unseren Luftraum?
In der Wirtschaft und Industrie hat sich für einige spezielle Gruppen eine brauchbare Teillösung gefunden. Linienflugzeuge verfügen nun über die notwendige technische Ausrüstung und die erforderlichen Verfahren um Zusammenstöße in der Luft zu vermeiden, um mit dem "Transponder" hier nur eine wichtige Errungenschaft zu nennen (man denke dabei vor allem an das schwere Flugzeugunglück bei Überlingen, in dem zwei Verkehrsflugzeuge in etwa 13km Flughöhe miteinander kollidiert und zahllose Opfer zu beklagen waren). Nun kommunizieren Flugzeuge untereinander und nur bei Ausfall der menschlichen Flugleitung wird im gefährlichen Annäherungsfall ein Ausweichmanöver vorgeschlagen, das die Piloten durchzuführen haben. Dieses System “ACAS” (Airborne Collission Avoidance System) ist mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil des täglichen Flugverkehrs. Ich selbst hatte schon eine ACAS Anweisung in Doha, Qatar zu folgen um eine Kollision mit einem Airbus A330 der Qatar Airways zu verhindern.
Kann die Technik von Linienflugzeugen auch Drohnen im Luftraum sicherer machen?
Leider ist das Equipment eines Linienflugzeuges (Transponder sind Geräte, die über Sende- und Empfangseinrichtungen zur Kommunikation mit anderen Teilnehmern verfügen) für sogar ein Segelflugzeug zu groß und zu schwer. Da aber für diese Sportkategorie jedoch die gleichen Kriterien erwünscht und erforderlich sind, hat man sich hier auf das System FLARM eingeschossen. Ein System, das mit weniger Sendeleistung (weil geringere Reichweite nötig) zufrieden gibt aber genau den selben Zweck verfolgt. Und dann wären da noch die Flightradar24 Teilnehmer. Hier hat sich ein System das ADS-B genannt wird, durchgesetzt, und das Ergebnis läßt sich sehen. Jeder User bekommt auf einer geografischen Karte sämtliche Flugzeuge (mit ADS-B ausgerüstet) dargestellt und kann sich mit einem Klick auf das jeweilige Symbol über Herkunft, Zielflughafen, unmittelbare Flughöhe etc. informieren.
Welches System wäre nun für Drohnen im Luftraum vorstellbar?
Da haben wir also nun A) Transponder, B) FLARM und letztendlich C) ADS-B. Der führende Kopterhersteller DJI hat den ersten Schritt gemacht und den Matrice 200 bereits mit einem ADS-B Sender ausgerüstet. Das Gerät ist nicht groß, benötigt nicht viel Energie und ist in der jetzigen Form (ADS-B … B = Broadcast) zumindest ein Sender, kann somit Positionsdaten senden und wird für alle ADS-Geräte auf deren Navigationskarte sichtbar.
Drohnen im Luftraum - welche Schritte sollten nun gesetzt werden?
Neben dem Ausfiltern schwarzer Schafe geht es um das Schaffen der notwendigen Rahmenbedingungen für ein gemeinsames Nutzen des verfügbaren Luftraumes. Es kann nicht sein, dass ein bestimmter (Luft-)Raum einem einzigen Nutzer exklusiv gewidmet wird. Wir müssen miteinander auskommen und für die Schaffung der richtigen Sicherheitsgrundlagen AUCH die technischen Voraussetzungen schaffen (z. B. mit einer ADS-C zwei-Wege-Kommunikation). Werden dann noch die rechtlichen Bedingungen verfasst, verankert, kommuniziert und geschult, dann kann das allen helfen. Wichtig dabei ist, die Möglichkeiten die auch in den Koptersystemen selbst stecken voll nutzbar zu machen. Wenw wir hier ansetzen wären alle glücklich!
Michael, wir danken für das informative Gespräch!
Zu Michael Strümpl & Avitec:
AVITEC (Leobersdorf) konzentriert sich auf drei Standbeine: elektrischer Anlagenbau, Dienstleister in der Flugausbildung für die Kategorien Einmotorig (Privatpilotenlizenz) bis hin zu Typenschulungen auf Gulfstream 550, Cessna Citation Jet und Citation Excel. Zuletzt wird noch für die unbemannte Fliegerei geschult bzw. gebaut und vertrieben. Avitec hat in einer Kooperationsbereitschaft mit Vcopter und Globe-Flight unter anderm den DJI Matrice 600 im Programm, der modifiziert für das befliegen besiedelter Gebiete zugelassen und dabei eine Nutzlast von 5,5kg aufnehmen kann. Herr Strümpl ist verheiratet, lebt in Wien und ist als ehemaliger Austro Control Flugsicherungsingenieur in seiner Freizeit auch noch mit bemannten Hubschraubern in der Luft.
Mehr Berichte über Drohnen-Unfälle und Multicopter-Risiken hier.
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